Relegationsspiel | SG Wilhelmsburg – Niendorfer TSV | Endstand 24:25
Den würdigen Rahmen für dieses Spiel boten über 450 Zuschauer an der Kerschensteinerstraße. Beide Fanlager waren mindestens genau so aufgeregt wie die Akteure auf dem Platz, sodass sogar das Aufwärmen der Teams von rhythmischem Klatschen unterstützt war. Die Luft war elektrisiert. Für solche Spiele ist man gerne Amateursportler. Es geht um nicht weniger als den Aufstieg in Hamburgs höchste Spielklasse, als das, über die gesamte Spielzeit hinweg souveräne, Schiedsrichtergespann Böss/Weißler das Spiel anpfeift.
Niendorf startet nervös. Die neu einstudierte 3:3 Abwehr wird nach zwei einfachen Gegentoren sofort umgestellt, aber auch in der 6:0 Formation bekommen die Jungs aus dem Hamburger Norden nicht wirklich Zugriff auf das Spiel. Wilhelmsburg ist gut vorbereitet, attackiert den Niendorfer Rückraumhünen Bakovic sehr früh und stört somit immer wieder den Spielfluss. Es entwickelt sich ein defensiv geprägtes Spiel, in dem die SG Wilhelmsburg im ersten Durchgang durchgehend die Oberhand behält. Nach einem ausgeglichenen Beginn (6:6, 16.min) können sie die Führung das erste Mal ausbauen und Trainerin Mack ist beim Spielstand von 10:6 (21.min) gezwungen zu handeln. Sie nimmt die erste Auszeit des Spiels und redet intensiv auf die Regisseure Stößer und Wiese ein. Die beiden sollen die Abwehr der Wilhelmsburger besser zu bewegen. Zudem schwört sie Hutschenreuter im Tor noch einmal auf die wichtigsten Schützen ein.
Sie wählte die richtigen Worte. Hutschenreuter wird ab diesem Zeitpunkt zu einem phasenweise unüberwindbaren Hindernis für das Team von der Südseite der Elbe. Bakovic und Weper und Wiese per 7 Meter bringen Niendorf zurück ins Spiel. Bis Stolzenberg verletzt den Platz verlassen muss, läuft es besser für das Team von Mack. Der Linkshänder hat im Sprung einen Stoß abbekommen und muss mit einem Bluterguss kurz über dem Knie behandelt werden – bitter für Niendorf – der gebürtige Ulzburger kann nicht weitermachen. Kurz vor Schluss des ersten Durchgangs kassiert Bakovic die erste Zeitstrafe für Team Niendorf, das sich daraufhin mit einem knappen Rückstand (11:10) in die Pause rettet.
Die Zeit zehn minütige Unterbrechung haben sich nicht nur die Akteure verdient. Auf den Rängen wird erst einmal durchgeatmet. Die Stimmung auf beiden Seiten ist fantastisch. Durchweg faire Zuschauer, die ihre Teams mit allem was sie haben unterstützen. Großartig!
Mack wünscht sich in der Halbzeitpause mehr Spannung auf dem Feld, sowie das vermeiden des Abschlusses über den zielstrebig agierenden Mittelblock der Wilhelmsburger. Außerdem sei ein kühler Kopf im zweiten Durchgang entscheidend, um so eine Partie für sich zu entscheiden.
Niendorf kommt frischer aus der Kabine, die athletische Überlegenheit macht sich langsam aber sicher bemerkbar. Durch Wengler und Weper wird die Unterzahl zu Beginn der zweiten Hälfte 0:2 gewonnen. Das bedeutet in der 33. Minute die erste Führung für Team Niendorf (11:12).
Wilhelmsburg wird in Folge dessen zunehmend robuster und langt in der Abwehr ordentlich hin, nach Stolzenberg stecken nun auch Bakovic, Stößer und Wiese ordentlich ein. Trotzdem findet Niendorf im Angriff jetzt immer wieder Wege die zunehmend müde werdenden Kontrahenten auszuspielen und kommt durch Sander und Wengler immer wieder zu gut herausgespielten Treffern. Neben dem sehr konzentrierten Grohme, der seine beste Saisonleistung zum richtigen Zeitpunkt abruft, zeigt nun auch Wiese, dass er im Spiel angekommen ist und kann sein Team mit drei Toren in Folge auf 16:19 (45.min) in Führung schmeißen.
Die Jungs von Coach Mack kontrollieren nun das Geschehen auf dem Platz, auch weil die Abwehr durch den jungen Ehmig zusätzlich an stabilität gewann. Allerdings war dieses Spiel zu keinem Zeitpunkt vorzeitig zu entscheiden. Wilhelmsburg kämpfte aufopferungsvoll und kam in der 53. Minute auf ein Treffer ran (20:21). Durch eine große Moral und einen noch größeren Teamgeist konnten sich die Niendorfer allerdings wieder fangen und Wengler brachte sein Team per 7 Meter in eine gute Ausgangsposition für die Chrunchtime. (22:25, 57.min). Wilhelmsburg ackerte bis zur letzten Sekunde und konnte in doppelter Überzahl sogar noch auf 24:25 verkürzen. Direkt nach diesem Treffer ertönte jedoch die Schlusssirene und der Jubel brach auf Seiten der Niendorfer los.
Umarmungen, Tränen und Jubelgesänge durchströmten die Halle. Gemeinsam mit einigen Fans wurde bis tief in die Nacht gefeiert, gesungen und Geschichten erzählt. Team Niendorf bedankt sich wiederholt bei allen Fans, die für diese großartige Atmosphäre gesorgt haben und freut sich auf die kommende Saison in der Hamburg-Liga. Ein spezieller Dank geht allerdings nach Wilhelmsburg, die in einem durchweg fairen und nervenaufreibenden Spiel alles in die Waagschale geschmissen haben. So macht Handball Spaß!
Team Niendorf verabschiedet sich in die verdiente trainingsfreie Zeit und wird ab dem 2. Juni mit der Vorbereitung für die neue Saison beginnen.